Das Kaiserspiel oder Kaisern (genannt Cheisärä) ist ein Kartenspiel, das mit 48 Karten gespielt wird. Oft wird fälschlicherweise auch der Begriff Kaiserjass genannt, obwohl das Kaisern nichts mit Jassen zu tun hat.
Geschichte
Das Kaiserspiel ist eine Ableitung vom Karnöffel (Karniffel), eines der ältesten bekannten Kartenspiele. Karnüffeln wird im Jahre 1426 zum ersten Male genannt. Das lässt vermuten, dass es schon einige Jahre früher bekannt gewesen sein muss. Das Karnöffelspiel war in Nördlingen (1426) erlaubt und später in Würzburg und Zürich erwähnt (1443). In Augsburg war das Karnöffelspiel ausdrücklich verboten (1446), während andere Spiele erlaubt waren. Eine Aussage von Johann Geiler von Kaysersberg (1496) soll belegen, dass das Kaiserspiel identisch mit dem Karnöffelspiel ist.
- Karnöffelspiel
- Der Karnöffel ist der Name für einen groben Landsknecht. Das (der) Karnöffel war ein vulgärer Ausdruck für einen Hodenbruch oder ein Hodengeschwür.
- Gegen Ende des 15. und im 16. Jahrhundert war es eines der bekanntesten und verbreitetsten Kartenspiele. Die Landsknechte sorgten für eine weite Verbreitung. Der Karnöffel, der Trumpf-Untermann, ist die höchste Karte im Spiel. Er sticht Papst und Kaiser, König und Obermann. Somit konnte er zum Sinnbild einer revolutionären Zeit werden, da die niedrigen Karten (Fussvolk) die hohen Stecher sind. Daher wurde es von Predigern und Pamphletisten seiner «verkehrten» Weltordnung halber gerne zum Thema gewählt.
- Kaiserspiel
- Gespielt wird heute das Kaiserspiel nur noch in bestimmten Regionen in den Schweizer Kantonen Uri, Luzern und Nid- und Obwalden. Dabei weicht die Regelauslegung in jedem Ort ein wenig ab.
Kartenblatt
Das Kaiserspiel wird mit dem erweiterten Deutschschweizer Blatt mit 48 Karten gespielt. Die Farben werden Rosen, Schellen, Eichel und Schilten genannt. Jede Farbe umfasst 12 Karten: 3 bis 9, Banner, Under, Ober, König und As.
Bezeichnungen
- Die Kaiser
- Eine zentrale Rolle beim Kaisern spielen die Banner. Sie werden als Kaiser bezeichnet und geben somit dem Spiel seinen Namen. Rangordnung der Kaiser (Banner):
- Rosen Kaiser, genannt Blass
- Schilten Kaiser, genannt Ober-Kaiser
- Eichel Kaiser, genannt Grün oder Widli
- Schellen Kaiser, genannt Mugg
- Die Mannen
- König und Ober werden als Mann bezeichnet. Der König ist der stärkere der beiden Mannen.
- Die 3, 4 und 5
- Zusätzlich zum Deutschschweizer Blatt mit 36 Karten kommen beim Kaiserspiel die Karten 3, 4 und 5 dazu. Die 8 und 9 werden aus dem Spiel genommen. Besonders die 3 spielt im Kaiserspiel vielfach die entscheidende Rolle (später mehr dazu).
Varianten
Das Karnöffelspiel
Das Spiel wird mit einem 48-Kartenblatt gespielt, wobei die Reihen- und Rangfolge wie folgt ist:
- König, Ober (Dame), Under (Bube), 10 (Banner), 9, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2 (As)
Spieler
Es wird zu viert gespielt, wobei jeweils die beiden einander Gegenübersitzenden Partner sind.
Stichwert der Karten
Spielablauf
- Der erste Kartengeber gibt 5 Karten je Spieler aus, jeweils eine auf einmal. Die erste Karte wird offen vor den jeweiligen Spieler gelegt, die übrigen vier Karten bleiben verdeckt.
- Die geringstwertige der offenen Karten legt die Trumpffarbe dieser Runde fest. Sollten zwei Karten identische Werte haben, so legt die zuerst ausgeteilte die Trümpfe fest. Danach nehmen alle Spieler ihre Karten auf.
- Der Spieler zur Linken des Gebers spielt auf, die anderen Spieler spielen im Uhrzeigersinn mit.
- Es gibt keine Notwendigkeit, Farbe zu bedienen. Der Spieler mit der höchsten Karte der ausgespielten Farbe bzw. mit dem höchsten Trumpf gewinnt den Stich und legt die nächste Karte aus.
- Dies geht solange weiter, bis eine Mannschaft drei Stiche gemacht hat und somit den Durchgang gewinnt.
- Gespräche während des Spiels sind erlaubt, gegenseitige Unterstützung ist sogar erwünscht.
- Der Spieler, der zuerst aufgespielt hat, wird neuer Kartengeber.
Das Silener Kaiserspiel
Diese Variante wird nach der Ortschaft Silenen benannt.
Spieler
Es sitzen 8, 10 oder 12 Personen, aufgeteilt in zwei Teams, abwechselnd am Tisch.
Karten
Die 8 und 9 werden aus dem Spiel genommen, wenn zu acht gespielt wird.
Stichwert der Karten
Literatur
- Peter F. Kopp: Die drei ältesten Innerschweizer Kartenspiele und ihre Regeln. In: Der Geschichtsfreund 139 (1986), S. 23–46 (zum Kaisern: S. 28–33). (Digitalisat)
Weblinks
- Imperatori, Karnöffel and others
- Artikel im LarpWiki
- https://www.karnoeffelzunft.ch/
- Artikel zum Herrenberger Altar und dem Spiel (Memento vom 3. Mai 2013 im Internet Archive)




